Enthusiastisch gefeiert wurde das Kammerorchester Attendorn bei seinem Konzert am 3. Dezember in der voll besetzten Aula des Rivius Gymnasiums.
Das bestens aufgelegte Orchester bot unter seinem Dirigenten Anar Bramo besinnliche und beschwingte Musik zum Advent vorwiegend aus der Barockzeit und präsentierte mit dem Oboisten Andrey Godik wieder einen erstklassigen Solisten der jüngeren Generation Deutschlands. Das Kammerorchester sieht es als besonderes Geschenk, mit einem derartigen großen Künstler auftreten zu dürfen, so die Vorsitzende Barbara Wilkmann in ihrer Begrüßungsansprache.
Das Concerto Pastorale von Johann Molter, einem Zeitgenossen von J.S. Bach, eröffnete den Konzertabend. Kontrastreich und überaus musikalisch interpretierte das Kammerorchester dieses fünfsätzige Werk. Das sich anschließende, äußerst beliebte Oboenkonzert op.IX d-moll von Tomaso Albinoni sorgte durch den Auftritt des Solo- Oboisten der Münchener Philharmoniker für das künstlerische Highlight des Abends. Schon im 1. Satz ,dem Allegro e non Presto, zog Andrey Godik das Publikum in seinen Bann. Technisch brillant gestaltete er die vielen schnellen Passagen mit beeindruckender Leichtigkeit und großer Virtuosität. Das einfühlsam begleitende Orchester war von seinem Dirigenten, besonders im 2. Satz, dem Adagio, gut auf die zarten Klänge der Oboe eingestellt. Der Solist blieb im Vordergrund und konnte seiner Interpretation freien Lauf lassen. Geradezu engelsgleich erklang seine Oboe und verzauberte die gesamte Zuhörerschaft. Langanhaltender Applaus belohnte diese Leistung des Solisten nach den letzten Tönen des schnellen Schlusssatzes.
Zum Ende des ersten Teiles ließ das Kammerorchester mit Antonio Vivaldis Concerto RV 156 aufhorchen. Das „Gespräch“ zwischen den beiden Geigengruppen, das durch ihre gegenüberliegende Sitzordnung noch unterstrichen wurde, war präzise und überzeugend
herausgearbeitet. Man sah den Musikern die Freude an der „Unterhaltung“ unmittelbar an.
Nach der Pause erklang das berühmte Air aus der Ouvertüre D- Dur BWV 1068 von J.S. Bach. Viele Zuhörer verfolgten die gelungene Darbietung mit geschlossenen Augen und ließen sich von den einfühlsamen Klängen mitnehmen.
Mit Dr. Martin Pfennig als Sprecher hatte sich das Kammerochester Attendorn für den zweiten
Teil noch etwas Besonderes einfallen lassen. Mit dem „Monolog eines Kellners“ von Heinrich
Böll traf er den Nerv der Zeit und entlockte so manchem Zuhörer ein amüsiertes Lachen.
Das „Lascia ch’io pianga“ aus der Oper Rinaldo von Georg Friedrich Händel mit Andrey Godik
als Solist war ein weiterer Höhepunkt des Abends. Die Klage der Jungfrau Almirena vermochte
der Oboist geradezu anrührend auf seinem Instrument wiederzugeben und ließ so manchen Zuhörer mitleiden.
Mit dem heiteren Text Erich Kästners „Kleiner Kursus in Weihnachtssprüchen“ leitete Dr. Martin Pfennig inhaltlich passend und sprachlich gekonnt zu Mozarts 1. Satz aus der „Kleinen
Nachtmusik“ über. Auch hier verstand es der Dirigent Anar Bramo, den ganzen Spielwitz und die Spielfreude des Werkes auf die Musiker zu übertragen und so eine überzeugende Darbietung zu erzielen.
Den Abschluss bildete das im Advent gern gespielte Oboenkonzert in d – moll von Alessandro Marcello. Die Faszination dieses Werkes merkte man Andrey Godik wahrhaftig an. Jedem Satz vermochte er seinen eigenen musikalischen Stempel zu verleihen ohne dabei zu übertreiben. Mit stehenden Ovationen wurde er am Ende gefeiert.
Der langanhaltende Applaus animierte Orchester, Dirigent und Solist noch einmal zu einer Höchstleistung in der Zugabe. Mit dem 2. Satz aus dem Doppelkonzert für Oboe, Violine und Orchester BWV 1060 von J.S.Bach übernahm Anar Bramo den Part der Solovioline und die beiden Solisten bildeten eine homogene Einheit. Das dezent begleitende Orchester legte einen passenden Teppich, auf dem Anar Bramo und Andrey Godik ihre Musikalität voll ausleben konnten.
Nach diesem noch lang nachwirkenden Abend kann man sich schon jetzt auf das nächste Konzert des Kammerorchesters freuen.
3. Dezember 2022
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