Wieder einmal erntete das Kammerorchester Attendorn stürmischen Applaus für seinen begeisternden Auftritt am vergangenen Sonntag in der Aula des Rivius- Gymnasiums.
Das Konzert unter Leitung des jungen aserbaidschanischen Gastdirigenten Valid Agayev war am Konzerttag bereits längst ausverkauft, wenige frei gewordene Karten sofort wieder vergriffen. Und die zahlreichen Zuhörer wurden alles andere als enttäuscht. Mit einem Programm ganz unterschiedlicher musikalischer Farben und in ungeheurer Musizierfreude spielten sich die Mitglieder des Orchesters mit ihrem Dirigenten und den hervorragenden Solisten schnell in die Herzen des Publikums.
Gleich zu Beginn überraschte das Kammerorchester nach kurzen, getragenen Einleitungstakten durch eine äußerst schwungvoll rasante und heitere Interpretation der Streichersinfonie X von Felix Mendelssohn- Bartholdy. Valid Agayev führte die Musiker mit souveräner Hand. Er entwickelte durch sein zuweilen energisches, dann wieder fein nuanciertes Dirigat ein entsprechend differenziertes Musizieren im Orchester, mit klaren Stimmführungen in den unterschiedlichen Instrumenten, einer hörbaren dynamischen Durchgestaltung und mit schön herausgearbeiteten Phrasierungen.
Ein Stimmungswechsel zu einem Gefühl der schmerzlichen Traurigkeit vollzog sich in Puccinis Werk mit dem Titel „Crisantemi“ – angelehnt an Chrysanthemen als traditionelle Trauerblumen. Das Orchester ließ sich hier konzentriert und einfühlsam auf die eigentümliche, schwelgerische Melodik und übersteigerte Chromatik ein und vermochte so den besonderen Charakter des Stückes eindrücklich zu vermitteln.
Höhepunkt des Konzertnachmittags war sicherlich das im Konzertleben allgemein sehr beliebte Solokonzert für Oboe d´amore und Orchester BWV 1055 von J.S. Bach. Der ungemein sympathisch auftretende Solist Yuriy Kvostov stellte bereits nach wenigen Takten sein herausragendes Talent und seine beeindruckende Musikalität unter Beweis. Technisch brillant zeigte er virtuos alle Farben seines Instruments. Äußerst frisch musizierte er den ersten schnellen Satz in harmonischem Wechsel mit dem Tutti- Orchester, leicht und gesanglich fließend. Mit großem Atem und wunderbar weichem, sinnlichen Ton spielte der junge Künstler die langen Melodiebögen im langsamen Mittelsatz, zart begleitet vom Orchester. Rasend schnell , hörbar vor allem anhand der vom Solisten und von den Geigern zu spielenden Zweiunddreißigstel- Noten, beendete Yuriy Kvostov seinen Soloauftritt und wurde vom Publikum mit großem Applaus belohnt.
Nach Antonio Vivaldis Concerto grosso op. 3 Nr.11 faszinierte die Zuhörer insbesondere das aus den „ Symphonic Engravings Don Quixote“ von Qara Qarayev stammende und für Geige und Orchester bearbeitete Werk „Wandering“. Diese Bearbeitung von T. Ibrahimov wurde hier zum ersten Mal in Deutschland aufgeführt. Der Interpret Anar Ibrahimov – stellvertretender 1. Konzertmeister der Philharmonie Südwestfalen und gefragter Solist im In- und Ausland- und der Dirigent legten sichtbar und hörbar ihre ganze Kraft und Emotion in dieses wunderbare, ausdrucksstarke Musikstück aus ihrer gemeinsamen Heimat Aserbaidschan.
Nach der Serenade op. 20 von Edgar Elgar wurde „ Wandering“ als Zugabe wiederholt, fast noch eindringlicher musiziert als im Programm selbst, und beendete einen bemerkenswerten, fantastischen Konzertabend.