Am letzten Wochenende fanden wieder die traditionellen Novemberkonzerte des Attendorner Kammerorchesters statt. Wie auch in den vergangenen Jahren hatte man sich zu zwei Konzerten entschlossen. Die Zuschauerzahlen gaben dem Veranstalter recht.
Schon mit dem Eröffnungsstück, der Sinfonie in B – Dur des italienischen Komponisten Giovanni Paisiello, war dem Publikum klar, dass es einen niveauvollen Abend erleben würde. Die einsätzige Sinfonie lebt von ihren starken dynamischen Gegensätzen. Die von ihrem Dirigenten Valid Agayev gut herausgearbeiteten Kontraste machten das gesamte Stück sehr lebendig und abwechslungsreich.
Mit dem Solisten des Abends, dem aus Attendorn stammenden Pianisten Gerhard Vielhaber, hatte die Vorsitzende des Kammerorchesters, Barbara Wilkmann, wieder ihr gutes Gespür bewiesen. Gerhard Vielhaber lehrt als Professor für Klavier am Vorarlberger Landeskonservatorium in Feldkirch/Österreich. Er studierte bei Prof. Karl – Heinz Kämmerling in Hannover und Prof. Jacques Rouvier in Berlin.
Für seinen Auftritt in Attendorn hatte sich der Pianist selbst mit dem Konzert d-moll KV 466 eines der berühmtesten Klavierkonzerte von Wolfgang Amadeus Mozart ausgesucht und damit genau den Nerv des Publikums getroffen.
Das sich nun um einen Holzbläsersatz erweiterte Kammerorchester bereitete dem Solisten von Anfang an die Basis, sich musikalisch frei zu entfalten. Dabei faszinierte Gerhard Vielhaber ebenso durch seine herausragende Technik wie seine hohe Virtuosität und einfühlsame Interpretation. Besonders ausdrucksstark gestaltete er das ruhevolle, liedhaft klingende Thema der Romanze und verlieh dem 2. Satz eine ganz persönliche Note. In dem dann folgenden, dramatischen Mittelteil brillierte er mit virtuosen Sechzehntel – Arpeggien , denen das Orchester satte Akkorde entgegenstellte. Der sich attacca anschließende 3. Satz ließ den Solisten und das Orchester noch einmal unter Beweis stellen, dass sie den technischen und musikalischen Anforderungen des Werkes völlig gewachsen waren.
Bravorufe und nicht enden wollender Applaus belohnten die Akteure für ihre tolle Leistung. Gerhard Vielhaber bedankte sich mit einem Intermezzo von Johannes Brahms beim Publikum. Man hatte den Eindruck, dass man diesem Pianisten gerne noch länger zugehört hätte.
Nach der Pause folgten Romanze und Scherzo von Sergej Rachmaninow. Die in g – Moll stehende, leidenschaftlich klingende Romanze, von allen Streichern mit Dämpfern auf den Saiten gespielt, gefiel durch die große Palette farbenreichen Musizierens. Im sich anschließenden, im Charakter völlig andersartigen Scherzo in D – Dur überraschte ein sehr engagiert und spritzig vorgetragener Walzer. Dabei verstand es Valid Agayev, sein Orchester sicher und facettenreich durch das Werk zu führen.
Mit dem Valse triste, dem bekanntesten Werk von Jean Sibelius, ging es mit einer ganz anderen Form des Walzers weiter. Die Musiker meisterten die Umstellung auf den traurigen Walzer problemlos und veranlassten das Publikum, ein wenig in die melancholischen Klänge des finnischen Komponisten abzutauchen.
Passend zum 200. Geburtstag von Jacques Offenbach endete das Konzert mit Intermezzo und Barcarole aus der Oper „Hoffmanns Erzählungen“. In der vielen Konzertbesuchern bekannten Barcarole vermochten Streicher und Bläser noch ein weiteres Mal ihre Musikalität unter Beweis zu stellen. Das begeisterte Publikum sparte nicht an Applaus und wurde mit dem slawischen Tanz von Antonin Dvorak als Zugabe belohnt.